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exex_2006

interpixel (eva-maria würth und philippe sablonier):
interaction_24::: mega buster

interpixel wurde vom kunstpanorama in luzern zu einer einzelausstellung eingeladen, mit der bitte zum 125-jahr-jubiläum des bourbaki-panoramas, das im gleichen haus hängt, eine arbeit zu diesem anlass zu realisieren. interpixel lanciert nun in der ganzen schweiz eine entwaffnungsaktion. die entwaffnung der ostschweiz geht vom porjektraum exex aus.

die initianten schreiben zu ihrem projekt: «das panorama bild von eduard castres stellt auf tausend quadratmeter leinwand das ereignis des grenzübertritts der französischen ostarmee (bourbaki armee) in die schweiz dar. es zeigt deren entwaffnung durch die schweizer kantonsarmeen gegen ende des deutsch-französischen krieges 1871. mit dieser geste rettete die schweiz über 80'000 soldaten vor der verfolgung und vernichtung durch die deutschen armeen. das panorama ist eine eindrückliche anklage des kriegs und trug als symbol für humanität, solidarität und neutralität zum geistigen entwurf der modernen schweiz als friedensstiftende nation bei. das panorama-bild war ein «massenmedium» seiner zeit, das zehn jahre nach kriegsende eingeweiht wurde und die erinnerung an die ereignisse nicht nur wach hielt, sondern auch konstruierte, denn das ereignis hatte in der dargestellten weise in vielen details historisch nicht so stattgefunden.

ausgehend vom historischen rundbild greift interpixel den zentralen aspekt der entwaffnung heraus und setzt diesen in einer partizipativen und installativen arbeit in ein verhältnis zur jetztzeit. in analogie zur militärischen entwaffung verlagert interpixel die entwaffnung ins «kriegsgebiet kinderzimmer». gewalt und physische waffen sind als zivilisatorisches urelement ein symbol für stärke und wehrhaftigkeit. das tief in der kultur verankerte imponiergehabe nimmt seinen anfang bereits im kleinkindalter, lebt sich während der adoleszenz im imitierenden spiel aus und wächst zum tödlichen bluff unter erwachsenen aus. kinder, männer und verfeindete staaten halten sich gegenseitig mit drohgebärden auf distanz. nicht nur die waffenindustrie blüht im minenhandel und technologietransfer – auch die unterhaltungsindustrie bringt einträgliche geschäfte: «frontlaser» und «mega buster» sorgen für äggschen im kinderzimmer und verschiessen in begeisterten händen ihre projektile. computer- und videospiele zeigen kampfszenen so realitätsgetreu, dass sie damit beworben werden, militärischen ausbildungszwecken zu dienen. wer als eltern die waffenkammer nicht auf dem neuesten stand der technik hält, sieht seine nachkömmlinge im kulturkampf des wettrüstens verspottet.

mit «mega buster» lanciert interpixel eine entwaffnungsaktion mit der aufforderung, die kinderzimmer zu befrieden und ruft kinder, eltern und andere erwachsene auf, ihre waffen abzugeben. diese werden von interpixel schweizweit eingesammelt und im traditionsreichen bourbaki-gebäude zu kunst umfunktioniert. über das symbol spielzeugwaffe zielen wir eine diskussion über humanität und den umgang mit modernen kriegsmitteln an.»

 

weitere informationen
> www.interpixel.com