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exex_2004/akademie

on tour #02: zürich

Programm Sonntag, 30. Mai 2004
09:47 Uhr Abfahrt HB St. Gallen

11:00 Uhr: Helmhaus: NORMA JEANE
13:00 Uhr: Migromuseum: L'air du temps - collection printemps/été 2004
14:00 Uhr: Kunsthalle Zürich: OLIVER PAYNE & NICK RELPH: REBECCA WARRENS
14.30 Uhr: Kunsthalle Zürich: Führung durch die Ausstellung mit Beatrix Ruf
15.30 Uhr: Kunsthalle Zürich: Screening der Filme von Oliver Payne & Nick Relph: Mixtape (2002, 23 Minuten), Jungle (2001, 30 Minuten), House & Garage (2000, 35 Minuten)
17.30 Uhr: Kunsthalle Zürich: Vortrag zum Werk von Oliver Payne & Nick Relph von Gregor Muir, Kramlich Curator of Contemporary Art, Tate Modern, London

Rückkehr nach St. Gallen individuell

Bitte Anmelden mit per E-Mail bis Donnerstag 27.5.04 bei Marianne Rinderknecht unter m-rinderknecht@bluewin.ch

Zugfahrt, Tramfahrten, Eintritte etc. müssen von den TeilnehmerInnen selber bezahlt werden.

 

Leitung Marianne Rinderkencht

 

 

 

 

Helmhaus: NORMA JEANE

For me art is an extra slot of RAM memory: it increases operating possibilities and stimulates the desire to exploit them. Desire and fear are both sources of vital energy and when I work I go for "the full tank". This is maybe why all my works take shape only when I relate to a new source of energy. Eventually, my work is about energy.

My works are mostly live events, experiences that are shared by the audience of which I feel I am an integrating part.
The subjects of my installations are objects, specifically consumers' goods. The work is about creating situations where the potential energy of each element is pushed until it collapses: due to the inter-action among the elements or by the clash with the action provoked by other objects. The main body of installations called "potlatch" is inspired by the anthropological studies by Marcel Mauss and the theoretical works by Georges Bataille. The aesthetics of destruction and of excess are the contest in which the objects ("Human, All too Human") show their sensual vitality, an instant before their end. I also feel, by doing so and playing on the contrast, that I expose the flat behaviour pattern of consumerism.

The performances, however, explore liminal and border emotional conditions. The emotional energy that is created and is dispersed in situations charged with great excitement or intimate concentration is the topic of these real collective experiences. The exhibition ultimately becomes a ritual in which the audience is invited to share this rare pleasure.

I know that the quality of my artwork depends entirely on the possibility of living new experiences with intensity and sensitivity. If I am able to do so my work will go towards a wider accessibility to a broader and more diversified audience that will combine research, experimentation and enjoyment.

Norma Jeane was born 1962 in Los Angeles.

> weitere informationen unter www.helmhaus.org

 

 

 

Migromuseum: L'air du temps - collection printemps/été 2004

Die Ausstellung «L'air du temps - collection printemps/été 2004» verbindet die neuesten Sammlungsankäufe mit älteren Werken aus der Sammlung des migros museum für gegenwartskunst. In der Geschichte der Ankäufe stand nicht nur die Präsentation eines Werkes im Vordergrund, sondern auch das Primat der Idee und des sich daraus ergebende Prozesses. Aufgrund dessen entwickelte sich das Bedürfnis, sowohl gesellschaftlichen Fragen gerecht zu werden, als auch soziale Verantwortung zu übernehmen - ganz im Sinne des Gründers der Migros, Gottlieb Duttweiler. Dank einer progressiven Ankaufspolitik während der 1990er Jahre besitzt die Sammlung heute zahlreiche wichtige Werke schweizerischer wie internationaler Künstler. Vielen dieser Arbeiten ist ein partizipatorisches Moment eigen und bilden neben den Arbeiten älterer Positionen der Minimal oder Concept Art den Diskurs innerhalb der zeitgenössischen Kunst. Die Einbindung der Sammlung in ein lebendiges Umfeld, die eine gegenwärtige Kunstproduktion berührt und sich an ein aufgeschlossenes Publikum richtet, sind die aktuellen Anliegen der Konzeption.

> weitere informationen unter www.migrosmuseum.ch

 

 

 

Kunsthalle Zürich: OLIVER PAYNE & NICK RELPH

Oliver Payne (1977) und Nick Relph (1979) bezeichnen sich als «zwei Jungs aus West-London, die gerne Filme zusammen machen». Seit 1999 sind fünf Filme entstanden, die mit erregten Bildern, Texten und Sounds von der Diskrepanz zwischen innerem Erleben und äusserer Realität am Beispiel des Lebens in unseren Grossstädten und angesichts sozialer Kontrollen handeln.

In ihrer Ausstellung in der Kunsthalle Zürich zeigen Oliver Payne & Nick Relph ihren ersten Film «Driftwood» (1999) und ihren neuesten Film «Gentlemen» (2003). Beide Filme sind in ihrer Heimatstadt London angesiedelt, können aber für jede andere Grossstadt und das Verhältnis des Individuums zum öffentlichen Raum allgemein stehen. Anlässlich des Vortrages von Gregor Muir (Tate Modern, London) am 30. Mai werden ihre drei weiteren Filme «House and Garage» (2000) und «Jungle» (2001), die zusammen mit «Driftwood» die Trilogie «The Essential Selection» bilden, und «Mixtape» (2002) in einem einmaligen Screening vorgestellt.

Oliver Payne & Nick Relphs filmische Erzählungen sind geprägt von der Energie und der emotionalen Aufgewühltheit Jugendlicher am Übergang zum Erwachsenwerden. Geboren inmitten der Punk-Bewegung transportieren ihre Filme sowohl Elemente dieser gesellschaftskritischen, nervösen wie aufständischen Energie als auch eine Kritik am L'Art pour L'Art, einer formalistischen und nicht an der Realität orientierten Kunst. Ihre am Dokumentarfilm wie auch am Avantgardefilm geschulten Filme verweben bekannte Genres zu einer eigenständigen Bildsprache, die geprägt ist von Schnelligkeit und Rhythmus und einer Erregtheit der Bilder und Inhalte. Eng verbunden mit der Graffiti-, Rave- und Skateboard-Kultur, wollen sie mit ihren Filmen die Erfahrung eines «visuellen Raves im Kino» kreieren.

> weitere informationen unter www.kunsthallezurich.ch

 

 

 

Kunsthalle Zürich: REBECCA WARREN

Mit grossformatigen Figuren aus ungebranntem Ton, die die Erkennungs- und Markenzeichen weiblicher Sexualität (Busen, Waden, Hintern) ins Monströse überzeichnen, hat sich die britische Künstlerin Rebecca Warren (1965) einen Namen gemacht. Unter dem Titel «Dark Passage» stellt sie sich zum ersten Mal in einer Einzelausstellung in einer Institution vor. Sie zeigt eine Gruppe neuester Gross-Figurinen zusammen mit kleinformatigeren Tonszenen auf Sockeln und dreidimensionalen Collagen in Vitrinen.

Den Titel der Ausstellung «Dark Passage» nimmt die Künstlerin aus der Filmwelt: 1947 agieren das Hollywoodtraumpaar Humphrey Bogart und Lauren Bacall im gleichnamigen Film. Der Plot: ein des Mordes an seiner Frau angeklagter Protagonist flieht aus dem Gefängnis und lässt sich von einem Chirurgen ein neues Gesicht aufsetzen, um unter neuer Identität seine eigene Unschuld beweisen zu können. Dies wird während einer halben Stunde aus der durch Binden und Mull eingeschränkten Sicht Bogarts erzählt.

Das Bild, das die Künstlerin für das Einladungsposter zur Ausstellung wählt, stammt aus dem Fotoarchiv der National Library in Kanada und zeigt den Tunnelstich für eine neue Eisenbahnlinie in den Rocky Mountains - Landgewinnung, männliche Helden angesichts schwieriger «Perspektiven», Landnahme, Machbarkeitsideale, Technologie und Natur - ein Kosmos an Assoziationen und Verweisen, die sich in der Arbeit der Künstlerin immer wieder finden und zu neuen Bildern und Erzählungen zusammensetzen.

Rebecca Warrens Werk evoziert unumwunden eine respektable Ahnenreihe aus der Kunstgeschichte: Degas, Rodin, Boccioni, Picasso, Fontana, die Deutschen Expressionisten und auch Neo-Expressionisten ebenso wie Robert Crumb. Erinnerungen werden auch geweckt an die Arbeiten von Martin Kippenberger, an die Tonskulpturen von Fischli & Weiss, oder an die offensive und plakative Angriffigkeit und zugleich inhaltliche Subtilität der Arbeiten von Sarah Lucas.

In Rebecca Warrens Werk versammelt sich Populärkultur wie Hochkultur, feministischer wie psychologischer Diskurs. Aber weder Ironie noch gekränkte Kritik an der Tradition männlicher Darstellungen des weiblichen Körpers stehen im Vordergrund. Warren schert sich nicht wirklich um die männlichen Vorfahren, sondern setzt sich in deren direkte Linie: Grossformatig und die Insignien der Begehrlichkeit krass und selbstbewusst überzeichnend, kommen ihre «Damen» daher. Ein spannender Krimi über die Themen figürlicher Darstellung, Repräsentation und Fiktion breitet sich in ihrer Arbeit aus.

2003 zeigte die Künstlerin in London eine Gruppe von sechs grossformatigen ungebrannten Tonfiguren mit dem Titel «SHE». Den Titel der Werkgruppe nimmt Rebecca Warren wiederum aus der Filmwelt, respektive von einer Novelle des Autors H. Rider Haggard, die seit der Stummfilmzeit in zahlreichen Versionen als Filmscript umgesetzt wurde und als Vorlage für verschiedene Verfilmungen diente. Warren bezieht sich auf die 1965 realisierte Produktion, in der Ursula Andress in der Rolle der Ayesha in einer postapokalyptischen Welt als Inbegriff von atemberaubender weiblicher Schönheit und Stärke figuriert und zwei Brüdern beisteht, deren entführte Schwester wieder zu finden. Das Bild zu dieser Ausstellung: Sigmund Freud im Kreise seiner männlichen Kollegen. Die sechs gigantischen «SHE»-Figuren stehen auf Holzbrettern mit Rädern, den klassischen Transporthunden.

Die Oberflächen der Plastiken wirken grob und unbearbeitet, zuweilen meint man, die originale Form des Tonklumpens vor sich zu haben. Die Figurinen haben keine Köpfe, dafür riesige Brüste, ondulierte armartige Ornamente, ausgreifende Waden und vor allem: Viel Körper und Klischees der Busenwunderfabrik. In einer Anverwandlung eines Werktitels von Sylvie Fleury könnte man die Werkgruppe auch «She devils on wheels» nennen.

Eine andere grosse ungebrannte Tonskulptur wiederum vermischt die Phantasien von Robert Crumb und Helmut Newton: «Helmut Crumb» (1998). Die weiblichen Körper sind auf die Beine reduziert. Zwei Beinpaare mit Unterleib stehen zusammen auf einem Sockel, wie pervertierte Brückenpaare; die Robert Crumb Version offensiv, die Newtonanleihe ästhetisiert sexuell.

Parallel zu den grossen Tondamen entstehen im Atelier der Künstlerin immer auch kleinformatigere Tonarbeiten, die zum Teil mit farbiger Glasur bemalt sind. Diese stehen alle auf Sockeln, die häufig mit einer zusätzlichen, die Arbeit weiterspinnenden, Bonbonfarbe bemalt sind. Zu dieser Werkgruppe gehören zum Beispiel die «Totems» von 2002, eine Gruppe ungebrannter Tonfiguren, kleinere Versionen der «SHE»-Arbeiten und Figurinen-Gruppen, aus deren undefinierter Tonmasse sich erotische Szenen, Figuren, Landschaften formulieren.

In den dreidimensionalen Collagen der Künstlerin aus Holzstücken, Draht, Wattebäuschen, Neonlichtern und Paraphrenalien unterschiedlichster Herkunft, breitet sich die gleiche mentale Landschaft aus, wie bei den von «weiblicher» Wahrnehmung und Lesart durchdrungenen Tonfigurinen. Auch bei den dreidimensionalen Collagen ist der Sockel integraler Bestandteil des Werkes, wie zum Beispiel in der Arbeit «Bitch Magic: The Musical» (2001-2003), bei der eine riesige Plexiglashaube über eine Collage von Objekten inklusive ihres Sockels gestülpt ist und so neuen «Sockel» für eine goldbemalte Gipsform wird.

Rebecca Warrens Collagen sind Akkumulationen von Gegenständen, die eine intime Fiktion ausbreiten und sich der Logik von Komposition entgegenstellen. «Every Aspect of Bitch Making» von 1996 etwa versammelt ein Glas in dem eine tote Biene liegt, ein Gummihaarband, eine Muschel, ein grünes Glasstück, eine Unterhose und eine Sicherheitsnadel auf einem Sockel. Ein Holzrahmen, der als Vorlage für eine Plexiglashaube dienen sollte wurde nie mehr ausgewechselt - stattdessen lehnt daran nun ein weisser Umschlag, über den nochmals eine Unterhose gezogen wurde, deren Schritt liebevoll mit Waschmaschinenfusseln dekoriert wurde.

Rebecca Warrens Arbeiten evozieren häufig die Atmosphäre des Künstlerstudios. Man meint das Modell noch im Raum anwesend, aber es handelt sich um virtuelle, fiktive Modelle, um einen dichten Modellkosmos, der sich zusammensetzt um dadurch erneuernde Inhalte zu kreieren.

In den Arbeiten Rebecca Warrens manifestiert sich immer auch die Monstrosität der Abbildung von Körperlichkeit als Erfahrung des eigenen weiblichen Körpers. Der Betrachter begegnet angesichts ihres Werkes mit den überzeichnet dargestellten Insignien fremdwahrgenommener weiblicher Physiognomie dem «Klischee», wie der Reflektion in der Form doppelter Überzeichnung.

> weitere informationen unter www.kunsthallezurich.ch