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exex_2008

bella angora: i refuse to battle, i am not afraid to die
show down #13, 3. juli 2008

bella angora ist keine unbekannte im projektraum exex. spätestens seit ihrem auftritt im jahre 2005, zusammen mit christian falsnaes und søren berner mit den «texas rangers solving the cow bell massacre problem», nach einem jahr schlesinger stipendium in wald/ar, wurde sie zu einem regelmässigen gast, als besucherin und ausführende.

bella angora, die gleich in der nachbarschaft, in bregenz, geboren wurde und in wien lebt, ist ein multitalent. sie zeichnet, macht objekte, singt selbst geschriebene lieder, dreht videos und macht performances, die alle ihre talente vereinen zu temporären kleinen gesamtkunstwerken. wirklich genau zu verorten, ist ihre arbeit nicht und das ist gut so. ihre lieder folgen persönlichen erfahrungen und reflektieren weibliche identitäts- und realitätskonstruktionen. sie hinterfragt, was realität und leben eigentlich bedeutet, wie normen und muster unser leben bestimmen und schaut genau auf soziale interaktionen, die unser leben kontrollieren. und immer und immer wieder geht es in der arbeit von bella angora um liebe, um den wettstreit, das besser sein, um den kampf für und um liebe und all die bedingungen, die man sich selber oder dem oder der anderen stellt.

«i refuse to battle, i am not afraid to die» ist ein statement, nicht mehr um liebe zu kämpfen, sondern sich einfach in das leben dreinzugeben. sie habe sich diese arbeit selber zum 40. geburtstag geschenkt, hat mir bella angora anvertraut, als abschluss einer lebensphase und als reflektion über entwicklungsstufen von menschen. bella angora hat keine angst vor der schwere menschlicher erfahrungen, vor der traurigkeit oder dem entsetzen, die sie für uns betrachter ironisch und humorvoll in worte, töne und bilder fast, denn sie betrachtet sie und sich mit distanz. «you need distance to write about suffering.» schrieb virginia woolf und meinte, sowohl die distanz zu sich selbst, als auch die distanz zu den eigenen erfahrungen. und das ist es, was uns bella angora präsentiert: sie ist eine fröhliche liedermacherin, die es versteht die tiefe menschlicher erfahrungen in verdaubare bissen zu verpacken, die wir zwar kauen müssen, aber auch schlucken können, da sie mit humor garniert sind.

«i refuse to battle, i am not afraid to die» ist der letzte part des showdown im projektraum exex. der titel von bella angoras arbeit steht fast pragmatisch für den abschluss unserer arbeit in den letzten jahren. wir machen zu und dieser ort wird vergangenheit sein. das ist wie ein kleiner tod, dem man tief ins auge sehen muss und wir sind am ende des showdown angelangt. there is a point of no return! im western ist das die alles entscheidende auseinandersetzung der beiden haupthelden, das duell, meistens ausgetragen zwischen dem guten und dem bösen, um zwölf uhr mittags, mitten auf der staubigen hauptstrasse. in den bond filmen trifft der spion im showdown auf den widersacher, der die weltherrschaft erringen will. er ist mitten in das hauptquartier eingedrungen, er muss den bösen bezwingen, und die bombe abschalten, um die welt zu retten. beim poker versteht man darunter das aufdecken der karten, wenn sich offenbart, wer gewinnt und wer blufft. showdown ist ein entscheidungskampf oder eine kraftprobe und der showdown im projektraum exex, war eine kraftprobe, die gezeigt hat, was für ein grosses potential an künstlern, an kunst, an ideen hier vorhanden ist. so: «we don’t need to battle anymore, we are not afraid to close down! let us enjoy the show!»

alex meszmer