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exex_2008

hans jörg bachmann, fotografien
SHOW DOWN #2, 21. Februar 2008

Die Fotografien, die Hansjörg Bachmann im exex ausstellt stammen aus Genua und Barcelona. Dies ist allerdings nicht gleich und wohl zahlreichen von uns gar nicht ersichtlich. Denn wir begegnen hier nicht berühmten Sujets, nicht den architektonischen und städtebaulichen Highlights dieser Städte, weder aus heutiger noch vergangener Zeit. Und wenn solche Orte erscheinen, wie z.B. der berühmte Turm von Jean Nouvel in Barcelona, dann sind sie kaum erkennbar.

Offensichtlich ist Bachmanns Blick weder dem eines Touristen, noch dem eines typischen Hobby- oder Berufsfotografen auf der Jagd nach „schönen Bildern“ verwandt. Auch vermitteln keine anekdotischen oder folkloristischen Szenen mediterranes Lebensgefühl und berichten keine sozialkritischen Bilder aus den Randzonen der Gesellschaft.

Bachmann zeigt sich zwar als Stadtwanderer, der immer wieder in diesen beiden Städten unterwegs war und ist und sie sehr gut kennt, jedoch versucht er sie nicht dokumentarisch festzuhalten. Seine Bilder aus den Städten sind beispielsweise nicht vergleichbar mit der Akribie, mit der ein Eugene Atget sein Paris der vorletzten Jahrhundertwende dem Lauf der Zeit zu entreissen suchte.

Hansjörg Bachmann selbst beschreibt seinen Blick als einen „peripheren“, als einen Blick also, der gerade nicht auf die augenfälligen Dinge fokussiert.
Seine Aufmerksamkeit bewegt sich an den Rändern des „Interessanten“ und „Pittoresken“, ich würde sogar sagen: des „Ästhetischen“ – ohne damit zu meinen, seine Bilder suchten das Hässliche. Sein Blick wirkt unparteiisch – weder stellt er die gesichtlosen Orte der Städte bloss, noch beschönigt er sie.

Die s/w-Aufnahmen zeigen Strukturen und Stimmungen eines urbanen Lebensraumes grossstädtischer Prägung. Dabei interessiert den Fotografen in erster Linie das architektonische Gefüge der Städte. Menschen sind zwar da, aber eher als zufällige Passanten. Es scheinen die beiläufigen formalen Strukturen, auch die übriggebliebenen Zwischenräume oder Leerstellen urbanen Raumes zu sein, die ihn interessieren; und die gestaltende Kraft des mediterranen Lichtes. Etwas „Charakterloses“ haftet einigen der Sujets an in Bezug auf ihre Verortung, in ihren gebauten Strukturen scheinen die Stadträume gelegentlich austauschbar.
Was wir sehen sind prägnante Diagonalen, Durchblicke und vielschichtige Räume, Spiegelungen, Überschneidungen, Verschachtelungen. Zum Teil sind starke Hell-Dunkel-Kontraste mit grossen Schwarzanteilen zu sehen, in denen sich Vorder- und Hintergrund gegeneinander verschieben, in anderen wiederum verschwinden Tiefenwirkungen durch schwache Kontraste.
In den Farbbildern heben die Farben teilweise die Präsenz des Sujets beinahe auf und betonen die malerische Komposition.

Der Versuch, den dokumentarischen Charakter des Mediums zu überwinden und in eine künstlerische Sprache zu gelangen, führt Bachmann nicht einfach – wie viele andere – zur Abstraktion durch Fragmentierung. Der räumliche Zusammenhang und dessen Lesbarkeit bleiben immer gewahrt. Die Aufnahmen ziehen den Blick in den Windschatten grosser und wirkungsvoller Szenerien und schärfen die Aufmerksamkeit für das Unspektakuläre und unbewusst Gestaltete, das im Grunde den grösseren Teil dieser Städte prägt.

corinne schatz

 

weitere informationen unter www.hjbachmann.ch