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exex_2008

katalin deér
show down #10, 5. mai 2008

seit dem abstimmungs-sonntag wissen wir, dass der projektraum exex bald in schutt, wenn auch nicht in asche gelegt wird.
wenige der künstlerinnen, die bisher an unserem ausstellungsreigen show down teilgenommen haben, vergriffen sich an der gebäudehülle, ein kleines loch am anfang, eine heraus gefräste schrift kürzlich, sonst blieb der raum ziemlich unbehelligt.
nun kam katalin deér und hat nicht dem abbruch vorgegriffen, sondern im gegenteil eine neue mauer hineingebaut, just in die schönste ecke des raumes, die sie kurzerhand zubetoniert hat.

in diesem frühjahr war katalin deers fotografische arbeit im katharinen zu sehen, im letzten jahr zeigte sie anlässlich eines werkgesprächs im exex einige ihrer dreidimensionalen arbeiten und stellte in einem vortrag ihr schaffen vor. ihr schaffen dreht sich um die wahrnehmung von raum, von architektur, insbesondere aber spielt es sich im zwischenbereich zwischen zwei- und dreidimensionalität ab. sei es, dass sie gebäude oder stadträume fotografiert, die in verwirrender weise flach bleiben, sei es, dass sie solche fotografien wiederum in die dreidimensionalität zurückführt, indem sie sie in modellartigen objekten auffächert, um- und aufklappt und unsere sinne und unser räumliches empfinden aus den fugen bringt.

ein solches verwirrspiel erleben wir in der jetzigen intervention. ihre arbeit zeigt uns im inneren des exex eine kahle betonmauer, die einen raum abgrenzt, notabene ohne eingang, und als geschlossener korpus im zwischenbereich von architektur und skulptur wahrzunehmen ist. nur von aussen erschliesst er sich als eine art ebenerdige loggia und ist auch dort mehrdeutig und verunklärt die zuordnungen zu innen und aussen. darin ist eine ihrer architekturfotografien in die mauer eingegossen, die in irritierender weise architektur und zerfall, konstruktion und destruktion thematisiert. sie zeigt hochhäuser, denen die wände wegzufallen scheinen. man muss mehrmals hinschauen bevor man versteht, was das auge sieht und das hirn zu konstruieren sucht.
katalin deérs strategie, ein vielschichtiges raum- und bildgefüge in einen prozess von konstruktion und dekonstruktion zu verwickeln führt die betrachter zu ebenso vieldeutigen interpretationen des gesehenen. der fokus oszilliert zwischen dem abgebildeten objekt – z.b. ein gebäude, das wir unwillkürlich dreidimensional lesen – und dem bild selbst in seiner zweidimensionalität, – die fotografie – oder eben auch die fotografierte fotografie, die hier wiederum teil einer realen mauer wird. ein ende des reigens ist nicht abzusehen, die gehirnzone, die uns hilft, zwischen den dimensionen zu übersetzen, wird hier arg strapaziert, bevor sie uns eine deutung ermöglicht, nur um diese gleich wieder ins ungewisse abstürzen zu lassen.

corinne schatz