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exex_2008

landpartie zeigt: klodin erb/eliane rutishauser
SHOW DOWN #5, 10. april 2008

in ihrem kunstraum «landpartie» kuratierte die kunsthistorikerin irene müller zwischen 2003 bis anfang 2008 an der peripherie von zürich mehr als zwanzig ausstellungen. «landpartie» ist eine aus drei wänden bestehende nische mit einer grundfläche von 3 m2 und einem volumen von 6,8 m3. nun geht dieses ausstellungsvolumen als «landpartie en route» während zwei jahren auf schweizerreise, nistet sich in anderen kunsträumen ein und bildet im bestehenden ausstellungsbetrieb einen insert. erste reisestation ist der projektraum exex mit einer arbeit von klodin erb und eliane rutishauser.

karin bühler

 

landpartie en route basiert auf den erfahrungen und erfolgen einer mehr als vierjährigen ausstellungstätigkeit in einem unabhängigen kunstraum in zürich. zwischen 2003/04 und ende 2007 fanden 22 ausstellungen unter dem label «landpartie» in dem gleichnamigen kunstraum an der peripherie von zürich statt. ab 2008 startet nun das zweijährige projekt landpartie en route. nach der (vorläufig) letzten ausstellung in zürich geht das ausstellungsprojekt auf reisen, reist also übers land. und zwar in andere städte in der schweiz. landpartie en route nistet sich für die dauer einer ausstellung in anderen kunsträumen ein, bildet dort ein insert im bestehenden ausstellungsbetrieb. beibehalten wird sowohl das reduzierte platzangebot (fläche 3m2 / 6.8 m3) und unprätentiöse architektonische erscheinungsbild mit den drei wänden und der offenen decke als auch das konzept der ausstellungen selbst. ein ziel von landpartie en route ist es, das in den letzten jahren umgesetzte kuratorische konzept und programm an anderen orten in neue zusammenhänge zu stellen und kritisch zu prüfen. zugleich erfahren die besuchten kunsträume durch das insert von landpartie en route ebenfalls eine verschiebung. jeder kunstraum hat seine räumlichen, atmosphärischen eigenheiten, zieht ein bestimmtes, häufig auch lokal verankertes publikum an. die drei wände von landpartie en route werden so einerseits zum «störfaktor» in den vielfach vertraut erscheinenden räumlichkeiten, andererseits werden die arbeiten der künstlerinnen zum anstoss für ein spannungsvolles miteinander, für einen dialog, für sinnlich erfahrbare reibflächen.

klodin erb und eliane rutishauer (*1963, leben und arbeiten in zürich) arbeiten seit mehr als zehn jahren regelmässig bei ausstellungsprojekten oder kunst-am-bau-aufträgen zusammen. dabei spielen bruchstücke des kulturellen gedächtnisses, erinnernde gesten und repräsentationsformen den fundus, aus dem die künstlerinnen die themen ihrer arbeiten schöpfen. mit analytischem, doch immer humorvollem blick dekonstruieren sie mythen, märchen und relikte der volkskultur, aber auch (kunst-)historische ikonen und topoi. in einigen fotografien, medien übergreifenden installationen und videoarbeiten begegnen den betrachterinnen die künstlerinnen selbst, die als protagonistinnen in skurrilen settings und narrativen zusammenhängen eingebunden erscheinen. ironie, schlagfertigkeit und ein durchaus kecker witz kennzeichnen die arbeiten der künstlerinnen ebenso wie ein starkes mediales bewusstsein und analytische präzision.

in der installation «mikrokosmos» verschränken klodin erb/eliane rutishauser verschiedene ausstellungssituationen ineinander. das video der rückprojektion basiert auf filmsequenzen, die anlässlich der ausstellung «meisterwerke» in der galerie staubkohler in zürich (2005) mit super 8 aufgenommen wurden. die kamera registriert die bewegungen und veränderungen im raum, vor allem aber die entstehung einer wandmalerei, die in zusammenarbeit mit kunst-studentinnen vor ort ausgeführt wurde – und die letztlich unfertig blieb. der film endet mit aufnahmen von der vernissage in der galerie. erb/rutishauser transferieren dieses dokumentarische filmmaterial auf video, beschleunigen die «durchlaufgeschwindigkeit». dadurch umfassen die etwas wackeligen, ruckartig ablaufenden bilder in rund 12 minuten eine zeitspanne von mehreren tagen, lassen entwurf und ausführung der wandmalerei sowie den eröffnungsanlass im zeitraffer vorüberziehen. das video ist als rückprojektion in die rückwand der landpartie-koje angelegt, so dass sich das videobild im inneren der box in einer fensterähnlichen situation präsentiert. in der installation «mikrokosmos» entwerfen erb/rutishauser eine mehrfach ineinander verschachtelte raumsituation, die sowohl die entstehungs- und rezeptionsbedingungen innerhalb des kunstsystems als auch die unmittelbaren ausstellungsumstände vor ort reflektiert. so verweisen die aufnahmen der gesichtslosen helferinnen, die sich an dem grossen, eine architekturkulisse darstellenden wandgemälde mehr oder weniger abarbeiten und einzelne partien immer wieder überarbeiten, ironisch auf das wechselspiel von kunstproduktion und rezeption, auf den ewigen kreislauf von erfolg, scheitern und neuanfang. zugleich evoziert die körnige struktur der schwarz-weiss aufnahmen ein gefühl von nostalgie, wie einen einblick in eine vergangene zeit.

irene müller

 

weitere informationen unter www.landpartie.ch und
www.likeyou.com/klodinerb sowie www.elianerutishauser.com