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exex_2008

markus müller, concrete
SHOW DOWN #4, 20. märz 2008

markus müller ist bildhauer. er schafft skulpturen und geht mit räumen um, wobei er die räume mittels seiner skulpturalen eingriffe weiter entwickelt oder sich ihnen nicht selten auch mit einer gewissen art von sturheit widersetzt. die skulpturen machen dann einen sperrigen eindruck, passen nicht richtig und verändern die wahrnehmung des raumes auf seltsame weise.

markus müller arbeitet mit einfachen materialien – dachlatten, sperrholz und spanplatten – und baut damit gesteinsformationen, bäume, gebüsche, oder auch auf den ersten blick undefinierbare objekte, die im raum manchmal fremd scheinen, obwohl sie in sich an sich schlüssig sind. mit schnellen pinselstrichen trägt müller farbstrukturen auf, welche die oberflächen von holz oder gestein imitieren. er bildet elemente aus der natur – äste, steine oder knochen, zum, beispiel – meist in leichter übergrösse, nach, konstruiert körper, die eine gewisse verwandtschaft mit möbeln oder architekturfragmenten aufweisen oder lässt aus der verbindung von natur und kultur hybride objekte hervorgehen.

man muss es sagen: eigentlich sind markus müllers skulpturen paradox, in sich widersprüchlich, unauflösbar und kaum einzuordnen … und sie führen uns auf abwege, indem wir zuerst immer annehmen, sie seien etwas anderes, als sie in wirklichkeit sind. so wird aus verleimten holzplatten bei müller kostbarer achat oder aus sperrholz der völlig natürlich scheinende stamm eines gewachsenen baumes.

im falle der skulpturengruppe «concrete» – der englische titel ist durchaus mit deutschem unterton lesbar – sind es als illusion in beton verwandelte spanplatten. die objekte suggerieren eine gruppe schwerer möbel, für eine halbe ewigkeit hergestellt. und obwohl die betonskulpturen alles andere als kunst zu zitieren scheinen und damit auch viele assoziationen wecken, behaupten sie gerade ihre skulpturale position mit grosser bestimmtheit. vielleicht weil sie aus einem andern, entfernteren zusammenhang in den kunstkontext transferiert scheinen, verlieren sie letztlich auch ihr gewicht – als einzelteile, die aus grossen, schweren und schwierigen architekturen gelöst hier in neuem arrangement einem neuen zweck zugeführt werden. unnötig eigentlich zu sagen, dass sie wunderbar die stimmung der niedrigen räume aufnehmen und noch ein letztes mal zu behaupten versuchen, kunst sei für die ewigkeit, wo wir doch eigentlich alle wissen, dass das gegenteil wahr ist.

matthias kuhn

 

weitere informationen unter www.likeyou.com/markusmueller