home | zurück

exex_2008

isabella stiner: was den raum zusammenhält
show down #11, 12. juni 2008

isabella stiner hat sich für eine zeit aus dem kunstrummel zurückgezogen, nun ist sie wieder da und zeigt ihre neuesten arbeiten. waren es früher an der konkreten kunst orientierte, gemalte linienmuster, so sind es heute am computer gezeichnete strukturen, welche sie mit digitalfotografien kombiniert.

isabella stiner hat eine ausgeprägt sensible wahrnehmung von urbanen räumen, von räumen überhaupt, auch von zwischenräumen. für ausgewählte orte entwickelt sie ein differenziertes emotionales empfinden. dieses gefühl ist weder bild, noch linie, noch struktur, sondern am ehesten eine körperreaktion. dieses unsichtbare, immaterielle und doch physisch spürbare interessiert sie.

für die drei grossformatigen prints streifte stiner durch die gallusstadt und fotografierte öffentliche plätze an weder sonnigen, noch verregneten tagen. es entstanden neutrale aufnahmen des bahnhofplatzes, des markplatz bohl und des klosterplatzes. es sind orte des öffentlichen lebens, treffens, vorbeigehens. die über das digitalbild gelegte linienstruktur suggeriert eine bestimmte atmosphäre. während auf dem bahnhof katasterartig fein linierte netze den raum füllen und ein bild von betriebsamkeit, fahrplänen und gewohnten abläufen herauf beschwört, durchzieht ein strichleinstrom den marktplatz und macht ihn zum flüchtigen ort, während der klosterplatz in fest- und feierlichkeit erstrahlt.

wie ein tatoo ist ein klebebild des oberen grabens auf die ausstellungswand montiert. das rot schraffierte «exex-haus» gleicht einem hexenhäuschen und offenbart das verwundernde grössenverhältnis der zueinander stehenden gebäude. punkte wie konfettis schlingern durch die luft. da wird noch gelebt und gefeiert, noch, aber bald wird das exex ex sein …

die fotografierten öffentlichen räume werden mit einer menge kleiner linienstrukturen überlagert, die durch die dichte ihres vorkommens eine topografie von spannungen und energetischen feldern darstellen. es ist ein versuch der veranschaulichung physischer phänomene, die für uns normalerweise unsichtbar bleiben. und stiner meint dazu: «was schliesslich den weiten und tiefen raum zusammen hält wird mich wohl noch lange beschäftigen …» isabella stiner, 1953 geboren, lebt und arbeitet in st. gallen

karin bühler