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exex_2008/presse

ungebremst in den abbruch
ex fürs exex: morgen beginnt ein «show down» mit rund
30 künstlerinnen und künstlern

fünf jahre lang belebte der projektraum exex die st. galler ausstellungsszene. in den fünf jahren ist der ausstellungsraum der visarte-ost zu einer profilierten und begehrten plattform geworden.

 

ursula badrutt schoch

 

niemand zögert. zu einer ausstellung im projektraum exex sagen alle angefragten künstlerinnen und künstler zu. auch für die letzte runde. dies, obwohl einzelne ausstellungen nur für einen tag, einen abend entstehen, performance-charakter haben. «in lässt sich zusammenfassen, was die fünf jahre projektraum exex auszeichnete», stellt matthias kuhn von der projektgruppe mit zufriedenheit fest. von anfang an sei es ein ort der vernetzung gewesen. «die künstler liessen sich motivieren und zu neuen schritten bewegen.» auch sind in «show down» alle medien vertreten – mit «dreams of artspaces collected» bis hin zur dokumentarischen vermittlung und präsentation anderer projekträume (21.2.).

die projektidee zu «show down» lag schon lange in der schublade, gesteht kuhn. das ende des projektraumes hat sich aber – glücklicherweise – hinausgezögert. und damit die «show down»-ausstellung. «im laufe der fünf jahre sind viele namen aufgetaucht, die wir gerne in ausstellungen integriert hätten. alle eingeladenen «show down»-künstlerinnen haben einen bezug zur region, sind hier aufgewachsen, wohnen in der gegend oder sind sonst irgendwie verbunden», betont marianne rinderknecht.

 

das besondere

die liebevolle begeisterung, mit der die projektgruppe bis zum letzten projekt die räumlichkeiten genutzt hat, ist gewiss ein grund für die erfolgsgeschichte des exex in der ehemaligen exlibris-filiale. wenn künstler für und mit künstlern ausstellungen machen und unabhängige räume betreiben, ist die stimmung annähernd hierarchielos. das gibt freiraum für wagemut, experimentierlust und anregende auseinandersetzungen. fast jeden donnerstag gibt es mit «show down» eine neue eröffnung, ein neues zusammentreffen. einzelne arbeiten bleiben längere zeit, andere sind eintagsfliegen. so verschränken sich die ausstellungen in einer choreographie, die zufällige und geplante zusammentreffen vereint. auch das ist ein charakteristikum vom exex. am 3. juli kommt mit bella angora das schlussbouquet.

den anfang machen ghislaine ayer und stefan inauen mit zwei endzeitstimmigen ausstellungsbeiträgen. ayer lockt mit bildtafeln wie badzimmerkacheln in den raum. ein abgründiges universum öffnet sich, in welchem das experiment welt, menschlicher forscherdrang, machtwahn und kriegslust in ebenso hübschen wie schrecklichen bildern zusammenfindet. abgründiges offenbart auch der innerrhoder stefan inauen. sein kronleuchter verbreitet düsternis, die männerreihe in der ahnengalerie ist mit albtraumhaften auswüchsen gesegnet, und der spiegel liegt zerschlagen am boden.

regula engeler und susa gunzner bieten morgen 90 minuten live-video-sound unter dem titel «floating particles apparatus». es sei «ein gefüge aus gefundenen bildern und tönen, das sich zergliedert, wächst, verlangsamt und spuren in alle richtungen legt», so die beiden künstlerinnen.

 

was jetzt, wie weiter?

wenn «show down» nochmals «in schneller reihenfolge die möglichkeiten und qualitäten des projektraumes vergegenwärtigt», so kuhn, «ist eine endzeitstimmung eigentlich fern». das haus am oberen graben wird zwar abgebrochen. dies bietet aber ein letztes mal ungeahnte möglichkeiten, auf räumliche entdeckungsreisen zu gehen. die ausstellungsreihe zeigt den speicher, den sich der projektraum zugelegt hat. und signalisiert: es kann weitergehen.

«energetisch ist es wichtig, dass wir abschliessen», betont die projektgruppe. die anstrengungen seien immer enorm. «dass wir den schluss gemeinsam machen, ist wunderbar.» es waren nie einzeltäter, sondern stets ein schaffen in der gruppe.

die fortsetzung und raumfrage sind ungeklärt. an ideen und inhalten, an künstlerinnen und künstlern fehlt es bigoscht nicht.

 

STICHWORT. projektraum exex

mit «träum davon» hat die geschichte des projektraumes 2002 begonnen. träumen wurde wirklichkeit. marianne rinderknecht und anita zimmermann luden zu gesprächen, essen, zum anregen und ruhen ein. 65 künstler sind innert drei monaten am tisch zusammengekommen. projekte wie «filesharing» oder «räume mit aussicht» haben die aufgabe der vernetzung weitergeführt. einen pflock setzte die ausstellungsfolge «come back», die mit raumbezogenen, sich überschneidend ablösenden ausstellungen abgewanderte künstler in die heimat zurückholte. die liste der künstlerinnen und künstler kann sich sehen lassen. mit ausstellungen wie «ostdiamanten» wurden kulturpolitisch wichtige beiträge geleistet und das förderwesen durchleuchtet. (ubs)

aus dem st.galler tagblatt vom mittwoch, 13. februar 2008