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exex_2008/presse

malen in der endlosschlaufe
«landpartie en route» – die installation «mikrokosmos» im projektraum exex

klodin erb und eliane rutishauser thematisieren mit ihrer video-/rauminstallation die reproduktionszyklen im kunstprozess – prädestiniert für den «show down».

 

andreas stock

 

das projekt off-off, der zusammenschluss verschiedener projekt- und ausstellungsräume, war im exex bereits mehrmals präsent. im rahmen des «show down» hat das exex-team mit irene müller nochmals eine off-off gastkuratorin eingeladen. müller hat seit 2003 unter dem titel «landpartie» einen unabhängigen kunstraum in zürich geführt; bis 2007 fanden 22 ausstellungen statt.

das besondere an diesem kunstraum: er besteht lediglich aus drei wänden, die einen platz von knapp drei quadratmetern benötigen. dass irene müller ihr projekt nun nach der stationären ausstellungstätigkeit als mobilen kunstraum «landpartie en route» fortsetzt, ist daher konsequent: das räumliche konzept lädt dazu ein, sich temporär in anderen kunsträumen einzuquartieren.

 

ironie im zeitraffer

im exex, der ersten station des zweijährigen «en route»-projekts, präsentiert die gastkuratorin eine videoarbeit von klodin erb und eliane rutishauser. die fotografin und die malerin aus zürich haben in den letzten zehn jahren öfters gemeinsame arbeiten realisiert. ihr video «mikrokosmos» haben sie für die «en route»-ausstellung in st. gallen geschaffen. das video basiert auf einem super-8-film, der eine ausstellung dokumentiert, die die künstlerinnen vor drei jahren in der zürcher galerie staubkohler ausrichteten. eine statische kamera filmte die entstehung einer wandmalerei, die von kunststudenten vor ort ausgeführt wurde. der grobkörnige schwarzweissfilm endet mit der vernissage, während im hintergrund noch weitergemalt wird. die zeitspanne von mehreren tagen wird im zeitraffer und mittels montage auf knapp zwölf minuten konzentriert, womit das dokument eine ironische brechung erfährt. der sich in einer endlosschlaufe stetig wiederholende prozess von aufbau, malen, übermalen und ausstellungseröffnung macht damit den künstlerischen produktionszyklus zum thema.

 

spiegelungen mit dem exex

den entstehungs- und rezeptionsprozess, den «mikrokosmos» aufzeigt – produzieren, präsentieren, schliessen – reflektiert somit ebenso das laufende, abschliessende ausstellungsprojekt «show down» im exex. beinahe im wochenrhythmus lässt sich hier der ausstellungsraum mit anderen künstlerischen interventionen neu entdecken.

auch als rauminstallation erweisen sich «landpartie»/«mikrokosmos» in mehrfacher hinsicht als spiegel- und assoziationsebenen des projektraums. die rückprojektion und die plazierung der koje mit ihrer rückwand zum eingang spielt mit vor- und rückseite; wer durch die tür tritt, gerät in den lichtstrahl der projektion und wird zu einem unberechenbaren teil der arbeit. ausstellungsraum und video korrespondieren zudem über säulen miteinander: am thema der säulen-malerei arbeiten sich nämlich die kunststudenten ab – in einer galerie, deren decke wie das exex von stützsäulen getragen wird.

aus dem st.galler tagblatt vom mittwoch, 15. april 2008

 

 

bild: hanspeter schiess, st.galler tagblatt