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exex_2008/presse

«big race»

viele strahlende augen und staunende gesichter sieht man vor den grossen schaufenstern am oberen graben. im projektraum exex ist im rahmen des grossen «show down»-programms eine riesige und spektakuläre rauminstallation zu sehen, die wohl so manchen kühnen bubentraum oder schöne kindheitserinnerung wach werden lässt. «big race» heisst die arbeit des künstlerkollektivs fmsw aus berlin, und zu sehen ist eine wahnwitzige, raumfüllende autorennbahn.

die kühnheit der anlage von lina faller, susanne weck, marcel mieth und thomas stuessi übersteigt bei weitem, was selbst in grossen kinderzimmern an rennstrecken entworfen werden dürfte. die vier haben ihre rennbahnen aus kinderzeit zusammengelegt, auf e-bay noch fleissig weitere teile ersteigert und zudem die bahn des «saiten»-verlagsleiters ausgeliehen bekommen, um so eine grosse strecke bauen zu können; fünf tage, sehr viele holzstäbchen und jede menge heissleim brauchte es für den liebevollen aufbau.über den spass hinaus, die spektakuläre strecke befahren zu dürfen – zur eröffnung am donnerstagabend fand ein wettrennen statt –, ist die rauminstallation eine ebenso faszinierende wie fragile konstruktion und ein statisches wunderwerk. die ganze bahn schwebt auf feingliedrigen holzträgern, die mal elegant, mal chaotisch-kühn, die strecke um die exex-pfeiler windet, in schwindelerregende trichter und spiralen kurven lässt, oder mal einen halben meter senkrecht die wand hinaufführt; selbst dieser halsbrecherische streckenabschnitt ist – mit entsprechender geschicklichkeit und tempo – befahrbar.

das seit 2001 tätige künstlerkollektiv beschäftigt sich in seinen arbeiten oft mit raum-orientierungen und -positionierungen. so suchte man den «absoluten nullpunkt» auf (die kreuzung zwischen nullmeridian und äquator) oder streifte mit gps durch den schwarzwald. die idee zur rennbahn entstand aus der faszination für die alten achterbahnen wie in «conny island» new york mit ihren holzkonstruktionen sowie aus einer arbeit, die fmsw in istanbul realisierte. aus zuckerwatte-holzstäbchen konstruierten sie dort zwischen schmalen häuserreihen brücken, die die gebäude verbunden haben. (andreas stock)

aus dem st.galler tagblatt vom samstag, 17. mai 2008

 

 

bild: philippe baer, st.galler tagblatt