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exex_2008/presse

irritierende, überraschende hingucker

es ist der zehnte «show down» im projektraum exex, und das donnerstägliche vernissagen-feuerwerk vor dem endgültigen ende der ausstellungstätigkeit im haus am oberen graben entpuppt sich als ein highlight innerhalb der vielfältigen exex-aktivitäten über die jahre. der vorgesehene abbruch des hauses – der seit dem ja zum bau des verwaltungsgebäudes letzten sonntag definitiv ist – hat viele künstlerinnen und künstler kreativ befeuert, sich in ihren arbeiten mit vergänglichkeit sowie räumlichen bedingungen zu beschäftigen. das verschwinden wird auch ausstellungstechnisch aufgegriffen, indem sich noch spuren oder objekte vorausgegangener arbeiten finden, so eine sich langsam im tageslicht auflösende zeichnung von helmut sennhauser.

vier neue arbeiten sind am donnerstag dazugekommen: während sich die beiden videoinstallationen von martina weber mit bildebenen und sehgewohnheiten beschäftigen, sind die interventionen von urs eberle und katalin deér explizit im und für den projektraum entstanden.architekt und künstler urs eberle hat auf der langen wand beim eingang eine feine, fast gerade linie gezogen, die von pinkfarbenen, unregelmässig verlaufenden linien umgeben ist. die wegen des bodens leicht gebogene linie liegt 38 cm über dem nullpunkt, dem architektonischen richtmass dieses wie auch des künftigen gebäudes. die 38 cm lassen spielraum für interpretationen – eine naheliegende bezieht sich auf die exex-hausnummer 38.

katalin deér hat die bislang radikalste arbeit im «show down» realisiert und musste dafür das abstimmungsergebnis vom sonntag abwarten. in der schönsten ecke des raumes hat sie nun die fenster entfernt und eine ecke eingemauert. von innen zubetoniert, ist ein zugang nur von aussen möglich. mit dem beton aufgezogen hat sie eine ihrer fotografischen arbeiten, die ein altes fabrikgebäude zeigt, dessen wände durch ihren künstlerischen eingriff wegzufallen scheinen. die wahrnehmung von raum und architektur, von zwei- und dreidimensionalität wird faszinierend vielschichtig thematisiert. und ahnungslose passanten erleben am oberen graben 38 einmal mehr einen überraschenden, irritierenden hingucker. (andreas stock)

aus dem st.galler tagblatt vom samstag, 7. juni 2008

 

 

bild: ralph ribi, st.galler tagblatt